Hören wir das Wort Hochbegabung blitzen gleich Bilder von geschichtlichen Genies wie Einstein auf. Hochbegabte Kinder müssen kleine Einsteins sein! Sie spielen mit 3 Jahren Morzart und schliessen mit 12 Jahren ihr erstes Studium ab.... aber entspricht dies wirklich hochbegabten Kindern?
Dazu gibt es ein ganz klares Nein von mir! Das Spektrum von Hochbegabung ist riesig und ein 0/8/15-hochbegabten-Kind gibt es nicht.
In jungen Jahren fallen hochbegabte Kinder durch eine schnelle Auffassungsgabe auf.
- Viele dieser Kinder sprechen auch sehr früh, mit einem grossen Wortschatz.
- Einige bringen sich selbständig das Lesen und Schreiben bei,
- gleichzeitig hinken ihre Sozialkompetenzen hinterher.
- Sie geben sich lieber mit jüngeren oder älteren Kindern ab. Mit gleichaltrigen verstehen sie sich oft nicht.
Hochbegabte Kinder können aber auch mit Dyskalkulie oder LRS kämpfen und so ihr Potenzial gar nicht zeigen. Viele dieser Kinder lernen auch ihre "Fähigkeiten" zu verbergen und maskieren um nicht aufzufallen.
Es gibt aber auch die Kinder denen die ersten Schuljahre extrem leicht fallen!
- Dies aber von Lehrpersonen nicht bemerkt wird.
- Sie müssen Übungen immer wieder wiederholen, obwohl sie diese bereits beim ersten Mal begriffen haben.
- Lösungswege und Lernspuren festzuhalten fällt ihnen schwer, da sie die Resultate im Kopf sehen und ganz oft gar keinen klassischen Lösungsweg machen.
- Diese Kinder haben eine sehr tiefe Frustrationsgrenze
- und sie vermeiden Aufgaben, für die sie nicht gleich eine Lösung sehen.
- Dafür gibt es zwei Gründe: zum einen haben sie nie gelernt zu lernen und haben so gar keine Möglichkeit eine andere Strategie anzuwenden.
- Zum anderen haben sie oft von klein auf gehört, wie schlau sie sind. Machen sie nun Fehler beweisst dies ja, dass sie gar nicht schlau sind und verlieren somit ihre Identität. Also lassen sie die Aufgabe lieber gleich ganz bleiben.
- Sie werden oft zu unrecht als faul beschrieben.
- So erbringen viele Schüler in den oberen Klassen, die eigentlich in das Hochbegabtenspektrum gehören würden, so schlechte Leistungen, dass sie knapp genügende oder sogar ungenügende Noten erarbeiten.
- Sie mutieren zu Schulverweigeren und kriegen oft ihr Leben nicht in den Griff.
Kinder mit Hochbegabung verbringen ihren Schulalltag vor allem mit warten und das frustriert. An diesem Punkt entwickeln sie zwei Strategien:
- entweder sie beginnen den Unterricht (massiv) zu stören
- oder sie ziehen sich zurück.
Hier kommt es dann sehr oft zur Falschdiagnose ADHS! Dies hat verherende Folgen für betroffene Kinder! Werden sie doch in eine Schublade gesteckt, in die sie nicht gehören.
Was also kannst Du tun, wenn Du dein Kind oben wiedererkennt hast?
- Wichtig ist, dass dein Kind lernt mit Frust umzugehen und diesen auszuhalten. Lass es also Knobelaufgaben lösen und eile ihm nicht immer gleich zu Hilfe, wenn mal etwas nicht auf anhieb klappt.
- Lass es nicht gleich aufgeben und unterstütze es mental daran zu bleiben. Lass es sich mit diesem Gefühl auseinandersetzen und reflektiere später mit deinem Kind, wie es sich gefühlt hat und wie es sich jetzt fühlt. So bekommt es die Möglichkeit, sein Minset zu wandeln und sich auch Fehler zuzutrauen.
- Schau auf deine Wortwahl! Vermeide dein Kind als schlau oder als Genie zu bezeichnen. Sag vielmehr, dass Du siehst, dass ihm die Aufgab leichtgefallen ist und es wohl eine schwierigere braucht, damit sein Hirn etwas lernen kann. Denn unser Hirn ist wie ein Muskel und braucht daher Herausforderungen um wachsen zu können.
Und ein ganz wichtiger Punkt, helfe deinem Kind, seine Sozialkompetenzen zu erweitern. Denn diese sind ganz oft die Knacknuss beim Thema Hochbegabung!
- Schaut euch die grosse Palette an Gefühlen an und besprecht zusammen, wie sich diesem im Körper anfühlen und wann das ihr sie fühlt. Aber Achtung! Nicht jeder nimmt Gefühle gleich wahr! Lass dein Kind seine Gefühle selber fühlen.
- Kinder in diesem Spektrum lieben es zu philosophieren! Lass dich ein und entdecke die faszinierende Welt deines Kindes.
- Benenne Situationen, in denen dein Kind vorbildlich gehandelt hat und stärke es so in seinem Verhalten.
Und ganz wichtig! Obwohl dein Kind eine Hochbegabung hat, ist es doch immer noch ein Kind und kein kleiner Erwachsener!
Du siehst, das Leben als hochbegabtes Kind ist alles andere als leicht! Zu viel Un- und Falschwissen kursiert auch bei Lehrkräften immer noch.
Teil mir deine Meinung gerne in den Kommentaren mit und teile den Beitrag gerne auch mit Personen, die von diesem Text profitieren könnten.
Herzliche Grüsse
deine Frau-wohl-sein
Tatjana
Kommentar schreiben